Intonation, Reiner Janke

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DIE ORGEL - DAS UNBEKANNTE MUSIKINSTRUMENT

Innerhalb der Kirchenmusik nimmt die Orgel eine herausragende Stellung ein. Sie ist das Musikinstrument, dem durch die Liturgie ein großer Aufgabenkreis zugefallen ist, was ihr eine oberflächliche Popularität bescherte. Über ihren Aufbau und ihre Funktionsweise herrscht jedoch weiterhin Unklarheit.
Das Prinzip, nach dem alle Orgeln arbeiten, ist denkbar einfach. Um Töne zu erzeugen, wird Luft in Pfeifen geblasen. Die Klänge dieser Pfeifen können sehr unterschiedlich sein, z.B. laut, leise, hoch, tief, schrill oder dumpf, je nach Beschaffenheit der einzelnen Pfeife.
Die Luft, der Orgelbauer spricht von "Wind", wird durch Bälge in die Pfeifen geblasen. Diese Bälge werden heutzutage mittels eines Elektromotors, der wie ein großer Ventilator arbeitet, mit Wind gefüllt. Damit nicht alle Pfeifen gleichzeitig erklingen, ist der Zugang des Windes zu den Pfeifen durch ein großes Ventil gesperrt. Das Ventil ist direkt mit einer Taste der Klaviatur verbunden. Drückt der Spieler eine Taste herunter, wird das Ventil geöffnet und die Pfeife erklingt.
Die Orgel besteht also aus folgenden Hauptteilen:

    a) Pfeifenwerk

    b) Windladen (Unterbau des Pfeifenwerks, in dem sämtliche Ventile untergebracht sind)

    c) Traktur (Die Verbindung Taste - Ventil wird Spieltraktur genannt)

    d) Spieltisch (Hier können sich mehrere Klaviaturen befinden. Je nach Größe der Orgel sind es bis zu fünf Klaviaturen, die mit den Händen zu spielen sind und Manual heißen. Eine weitere Klaviatur, das Pedal, wird mit den Füßen gespielt.

a) Das Pfeifenwerk einer Orgel gliedert sich in einzelne Register. Da jede Pfeife nur einen einzigen Ton (festgelegt durch Tonhöhe, Klangfarbe und Lautstärke) erzeugen kann, wird für jeden anderen Ton eine neue Pfeife benötigt. Eine Manualklaviatur hat in der Regel 56 Tasten von C bis g'''. Es werden demnach 56 Pfeifen verschiedener Tonhöhen benötigt. Diese Pfeifenreihe, von der größten bis zur kleinsten, soll aber hinsichtlich der Klangfarbe und der Lautstärke einheitlich sein. Solch eine Pfeifenreihe wird Register genannt. Viele Register haben ihren Namen von einem Blasinstrument, dem sie im Klang ähneln. Andere sind nach der Bauart benannt: Gedeckt (die Pfeifen sind oben mit einem Deckel verschlossen), Spitzflöte (nach oben konisch zulaufend).
Pfeifen werden aus verschiedenen Arten von Holz oder Metall hergestellt.
Die Länge der Pfeife (und damit die Länge der in ihr schwingenden Luftsäule) bestimmt die Tonhöhe. Der Klang hängt von ganz verschiedenen Faktoren ab. Die Pfeifenform und ihr Durchmesser (Mensur) sind von großer Bedeutung. Bei Metallpfeifen spielt die Legierung jedoch eine ganz untergeordnete Rolle. Hierbei handelt es sich überwiegend um Zinn-Blei-Mischungen.
Alle Register können den zwei großen Familien der Labial- und der Zungenpfeifen zugeordnet werden: Entscheidend ist die Art, wie der Ton erzeugt wird. Bei den Labialpfeifen wird die Luftsäule innerhalb des Pfeifenkörpers in Schwingung versetzt (zu vergleichen mit einer Blockflöte). Bei den Zungenpfeifen wird durch Anblasen eine Metallzunge zum Schwingen gebracht, deren Ton durch den aufgesetzten Becher verstärkt und moduliert wird (zu vergleichen mit einer Klarinette oder einem Saxophon). Den Registernamen werden Zahlen zugefügt z.B. 16, 8, 4, 2. Diese Zahlen geben die Länge der tiefsten Pfeife des Registers in Fuß (') an. Dabei bezeichnet 8' die Normallage, d.h. mit einem 8'-Register (die tiefste Pfeife ist etwa 240 cm hoch) kann man in derselben Tonhöhe spielen wie mit einem Klavier. Da eine Pfeife von halber Länge eine Oktave höher, eine von doppelter Länge eine Oktave tiefer klingt, spielt man mit einem 16'-Register auf den gleichen Tasten eine Oktav tiefer, mit einem 4'-Register eine Oktave höher als notiert bzw. als Normallage.

b) Die Windladen bilden das technische Herzstück jeder Orgel. Alle Pfeifen stehen direkt oben darauf oder sind durch Schläuche mit ihnen verbunden. Sie beeinflussen auch die Tonan- und Tonabsprache (Einschwingvorgang) und entscheiden über die Betriebszuverlässigkeit der Orgel. Nach der Art ihrer Funktionsweise erhält das Instrument seinen Namen wie Schleifladen-, Springladen-, Kegelladen-, Taschenladenorgel usw.. Außer den schon erwähnten Spielventilen, die verhindern, daß alle Töne gleichzeitig erklingen, enthält die Windlade Absperrungen für ganze Pfeifenreihen (Register). So wird es möglich, bestimmte Register auszuwählen und zu kombinieren. Entspricht der äußere dem inneren Aufbau der Orgel, hat jedes "Werk" eine eigene Windlade. Als Werk bezeichnet man die Zusammenstellung verschiedener Register, die von einem Manual aus spielbar sind. Jedes Werk bildet mit eigenen Pfeifen, Windladen, Gehäuse und Klaviatur eine Orgel für sich.

c) Zur Traktur gehören zwei Bereiche: die Registertraktur und die Spieltraktur. Die Registertraktur ist die Verbindung von der Absperrvorrichtung einer Pfeifenreihe in der Windlade zum Registerzug des Spieltisches. Die Spieltraktur ist die Verbindung vom Spielventil zur Taste. Diese Verbindungen können auf mechanischem, elektrischem, oder pneumatischem Wege hergestellt werden, wobei nur die mechanische Spieltraktur dem Spieler die Möglichkeit zur Beeinflussung der Tongebung gestattet. Aus künstlerischen Gesichtspunkten ist dies eine wesentliche Voraussetzung zum Musizieren.

d) Der Spieltisch vereint die Manuale und die Pedalklaviatur. Hier sind die Registerzüge und Koppeln angebracht. Die Koppeln ermöglichen das Spiel mehrerer Werke von einer Klaviatur aus. Besitzt die Orgel ein "Schwellwerk", befindet sich am Spieltisch ein Schwelltritt. Dieser gestattet das Öffnen und Schließen von Jalousien, die an der Vorderseite des Schwellwerks angebracht sind und bewirkt ein stufenloses, An- und Abschwellen des Klanges vom ff zum pp und umgekehrt.

Unbekannter Verfasser, leicht abgewandelt

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