Intonation, Reiner Janke
Die OrgelAuszug aus dem Discovery Lexikon mit freundlicher Genehmigung des Bertelsmann Verlages Orgel [grch. organon, "Werkzeug"], ein Tasteninstrument, bei dem Pfeifen als Tonerzeuger durch Wind zum Klingen gebracht werden. Die Hauptteile der Orgel sind das Pfeifenwerk mit Windladen, die Windversorgung, Traktur u. Spieltisch. Das Pfeifenwerk gliedert sich in einzelne Register. Darunter versteht man eine Reihe von Pfeifen, die sich durch gleichen Klangcharakter auszeichnen. Jedes Register kann an- oder abgeschaltet werden. Wichtigstes Register ist der Prinzipal. Die Pfeifen werden aus Holz, Zinn-Blei-Legierungen, Zink oder Kupfer angefertigt. Man unterscheidet zwischen Labialpfeifen (gewöhnliche Pfeifen, die wie eine Flöte funktionieren) u. Zungenpfeifen (schnarrende Pfeifen, die wie eine Klarinette mit einem beweglichen Zungenblatt gebaut sind). Die sog. Fußzahlen der Register (z. B. 32', 16', 8') geben die Länge der tiefsten Pfeifen in offener zylindrischer Bauweise an. Die Register werden in verschiedenen Werken zusammengefaßt: Rückpositiv, Hauptwerk, Seitenwerk, Oberwerk, Kronwerk u. Pedalwerk. Jedes Werk wird am Spieltisch von einem eigenen Manual betätigt, das Pedalwerk von der Pedalklaviatur. Die einzelnen Werke können miteinander gekoppelt werden. Ein Werk, das von Jalousien abgeschlossen wird, die vom Spieltisch aus geöffnet werden können, nennt man Schwellwerk. Der Ton ist hierbei von piano bis forte stufenlos führbar. Die Windladen, auf denen die Register angeordnet sind, enthalten Sperrungen für die einzelnen Register u. Öffnungsventile für die einzelnen Töne. Der Tastendruck vom Spieltisch wird durch meist kompliziert verlegte Drähte und feine Holzleisten (Traktur) zum Pfeifenwerk übertragen. Bei der pneumatischen Orgel wird die Traktur durch Druckluft betätigt. Der Spieltisch weist bis zu 6 schräg übereinander angeordnete Manuale auf sowie ein Pedal. Neben u. z. T. über den Manualen sind die Registerzüge angeordnet (bei mechanischer Traktur Knöpfe an Zugstangen, bei pneumatischer oder elektrischer Traktur Kippschalter, sog. Wippen). Die Windversorgung erfolgte früher über von Kalkanten durch Treten zu bedienende Bälge; seit etwa 1890 übernimmt ein elektrisches Gebläse, der Windmotor, diese Funktion. Der erzeugte Wind wird durch den Windkanal zur Windlade weitergeleitet.
Geschichte:Zu den frühesten erwähnten Vorläufern der Orgel zählt die Hydraulis (Wasserorgel) des Ktesibios von Alexandria (3. Jh. v. Chr.). Im Westen taucht die Wasserorgel nach der Überlieferung 757 n. Chr. als Geschenk Konstantins V. an Pippin auf. 951 wird ein Orgelwerk mit 400 Pfeifen in der Kathedrale von Winchester erwähnt. Positiv, Portativ u. Regal waren die Kleinformen der Orgel etwa vom 11. Jh. an, die zunächst für weltliche Musik verwendet wurden. Im 14. Jh. kam das Pedal hinzu (Louis van Valbecke, Brabant). Berühmte deutsche Orgelbauer der Barockzeit waren Arp Schnitger und Gottfried Silbermann. Das 18. und vor allem das 19. Jahrhundert brachten schließlich viele technische Finessen der modernen Orgel, von denen in den vergangenen Jahrzehnten manche als unechte Orchesterimitationen aufgegeben wurden.Die anfang dieses Jahrhunderts entstandene Orgelbewegung strebt einen Klang an, wie er der Barock-Orgel eigen war und von großen Teilen der Orgelkenner zur Zeit noch als der Orgel eigentümlich empfunden u. gewertet wird. Die Orgel hat außer in der Kirche auch im Konzertsaal ihren Platz. Sog. Elektronische Orgeln haben mit der Orgel nur den Spieltisch gemein. |