Intonation, Reiner Janke
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Was zu einer guten Orgelpflege gehört
Grundsätzliches:
Die Pflege einer Orgel soll der Werterhaltung und Verbesserung
dienen. Sie sollte die Orgel vor allem betriebssicherer machen.
Dazu ist ein ausführliches Gespräch mit dem Organisten
und ein Blick ins „Fehlerheftchen“ sehr wichtig.
Werden Fehler oder Verbesserungsvorschläge gefunden die
nicht im Rahmen einer Pflege erledigt werden können, sollte
immer ein Verantwortlicher der Gemeinde (Pfarrer oder
hauptamtlicher Organist) darauf aufmerksam gemacht werden und die
Möglichkeit geprüft werden, ob ein schriftliches
Angebot gemacht werden kann.
Das Stimmen ist nur ein Teil der Pflege. Es kann sein, dass
technische Arbeiten viel wichtiger sind, oder dass ein
Nachstimmen wegen der ungünstigen
Witterungsverhältnisse sogar mehr schadet als nützt.
Die Kunden haben dafür in der Regel Verständnis, wenn
es ihnen erklärt wird.
Ein gesäuberter Spieltisch hinterlässt immer den
Eindruck, dass jemand mit Sorgfalt und Umsicht gearbeitet
hat.
Beim Stimmen sollte man die Pfeife immer kontrollieren ob sie ins
„Zentrum“ gestimmt worden ist. Dazu fährt man
kurz z.B. mit der Stimmhornspitze an der Mündung vorbei und
beobachtet, wie sich die Schwebung wieder einpendelt. Eine Pfeife
ist dann genau gestimmt, wenn sie sich sehr schnell wieder
„fängt“. In der Regel immer ein klein bisschen
höher.
Ist die Raumtemperatur ausgeglichen:
Heizung eingeschaltet? Wenn ja, wie lange. Wenn nein, wie
groß ist der Unterschied zwischen Außen- und
Innentemperatur.
Bei unausgeglichener Raumtemperatur können die Werke bzw.
die Prospektregister nicht übereinstimmen.
Motorgeräusch beobachten:
Macht der Motor tiefe Brummgeräusche, kann eine Unwucht
durch eingesogenes Papier oder eine fehlende Phase der Grund
sein.
Macht der Motor hellere Geräusche, hat er
möglicherweise zu wenig Öl.
Neuere Gebläse müssen nur sehr selten geölt
werden, je nach Nutzungsdauer alle 5-10 Jahre. Im Zweifel kann
immer ein wenig nachgeölt werden. Schnellläufer
benötigen harzfreies Haushaltsöl, Langsamläufer
synthetisches Motoröl. Es ist sinnvoll, das Ölen auf
einem fest angebrachten Zettel im Motorkasten mit Datum zu
vermerken.
Gewichtsbelastete einseitige Keilbälge:
Unbedingt die Aufgangshöhe kontrollieren. Sie sollte an der
vorderen Innenfalte angeschrieben sein.
Windprobe:
Gedeckt 8’ c3 anhalten. Fortschreitenden Cluster mit C
beginnend anhalten und zurücknehmen. Dabei die Tonhöhe
von c3 beobachten.
a) Sinkt die Tonhöhe beim Herunterdrücken von C und
bleibt dann relativ konstant, so schließt das Balgventil im
Ruhezustand nicht richtig. Zum Stimmen der Orgel oder des Werkes
sollte etwas Wind durch den Spund abgelassen werden.
b) Sinkt die Tonhöhe mit jedem zusätzlich gespielten
Ton mehr und mehr, so ist das Balgventil schlecht konstruiert.
Zum Stimmen der Orgel oder des Werkes sollte reichlich Wind durch
den Spund abgelassen werden.
c) Sinkt die Tonhöhe mit jedem zusätzlich gespielten
Ton mehr und mehr, und steigt beim Zurücknehmen der
Töne, so klemmt das Balgventil und/oder die Mechanik.
Tastengang kontrollieren:
Er sollte nie unter 8 mm sein. In der Regel ist er zwischen 10-
und 13 mm.
Falls Spannabstrakten vorhanden sind, müssen diese so
angespannt sein, dass die Tasten den oberen Anschlagfilz gerade
nicht berühren. Unebenheiten im Tastengang an den
Ledermuttern ausgleichen.
Leerreise, falls vorhanden kontrollieren:
Bei Trakturen ohne Selbstregulierung mit Bleigewichten auf den
Tasten ist aus Sicherheitsgründen Leerreise nötig.
Diese darf aber nur 1-2 mm an der Tastenvorderkante betragen.
Koppeln kontrollieren:
Werden beim Einschalten der Koppel viele Tasten heruntergezogen,
kann der Anschlag an der Koppelmechanik nachgestellt werden.
Bei allen Koppeln (wegen der Torsion bei langen Wellen mit vielen
gezogenen Registern) kontrollieren, ob das Ventil weit genug
aufzieht.
Manualkoppeln sind häufig untersetzt. Auch bei genau
einregulierter Koppel wird die Taste nicht ganz heruntergezogen.
Mehr als 2 mm restlicher Tastenfall sollten es aber nicht
sein.
Schleifengang kontrollieren:
Register bei angehaltenen Tönen in der zweigestrichenen
Oktave einschalten und dabei den Aufgang der Schleifen
kontrollieren und ggf. korrigieren.
Stimmregister überprüfen:
Zunächst die Intonation kontrollieren. Grobe Ungleichheiten
korrigieren oder nach der Ursache suchen. In drei Oktaven (vier
Töne) durchgehen und auf Verstimmungen kontrollieren. Alle
Quinten und Quarten kontrollieren. Bei ungleichstufigen
Temperaturen schweben die Quinten C-G bis H-Fis schneller als
Gleichstufig.
Wenn eine Quinte oder Quarte stark verstimmt ist, müssen
alle Register kontrolliert oder nachgestimmt werden.
Wenn die Oktave 4’ neu temperiert wird muss etwas Wind
(z.B. über den Stöpsel für die Windwaage)
abgelassen werden, damit der Druck im Diskant nicht höher
ist als beim normalen Spiel. (Ist ein starker Windruckabfall
bemerkt worden, sollte der Windladenspund des entsprechenden
Werkes etwas geöffnet werden, damit ein mittlerer
Windverbrauch simuliert wird.)
Bei mehreren Werken und gleichmäßiger Raumtemperatur
müssen alle 4’-Stimmregister fast ohne Schwebung
übereinstimmen.
Die Temperierung der Oktave 4’ lässt sich sehr gut auf
ein Stimmregister des anderen Werkes übertragen wenn immer
die gleiche Lage dazu angehalten wird. Von C – h° wird
beim bereits temperierten Register dazu eine Oktave höher
angehalten, ab c1 eine Oktave tiefer.
Stimmen:
Alle übrigen Register zunächst in der Intonation
kontrollieren. Grobe Ungleichheiten korrigieren oder nach der
Ursache suchen. Zu schnelle oder langsame Töne
möglichst nur am Oberlabium verändern. Danach in drei
Oktaven kontrollieren. Die verstimmten Töne notieren.
Die große Oktave in allen Registern immer nach der kleinen
Oktave stimmen.
Wenn die Temperatur gleichmäßig ist und alle Werke
übereinstimmen empfiehlt es sich alle Register nach der
Hauptwerk Oktave 4’ zu stimmen, wenn diese stabil und
obertönig ist.
Bei starken Verstimmungen immer nach der Ursache suchen! (Dreck,
Insekten, tote Vögel, aufgebrochene Stimmschlitze
o.ä.)
Mixturen:
Mixturen mit Grundstimmen (wegen des Druckabfalls in der
Kanzelle) zunächst in drei Oktaven und danach in Quinten und
Quarten kontrollieren. Die kleine Oktave muss sehr genau gestimmt
werden, da nach ihr die große Oktave gestimmt wird. Die
große Oktave muss gut mit der kleinen und der eingestrichen
Oktave übereinstimmen, da sie bei eingeschalteter
Pedalkoppel beim Spiel häufig in Oktavparallelen
vorkommt.
Wird die Mixtur neu gestimmt, muss vorher die Oktave 4’
genau temperiert sein, da sich sonst zu starke Verstimmungen der
Quinten ergeben. Beim Stimmen der tiefen Lage müssen immer
ausreichend Windverbraucher mitlaufen (z.B. Bordun 16’ +
Prinzipal 8’), damit der gleiche Druck in der Kanzelle
herrscht wie später beim vollen Spiel.
Zungen:
Zungen durchstimmen und erst danach auf
Gleichmäßigkeit, Ansprache und Nebengeräusche
kontrollieren. Klirrt ein Ton sehr stark, ist oft Dreck zwischen
Zungenblatt und Kehle geraten. Bevor die Zunge auseinander
genommen wird, sollte zunächst versucht werden den Dreck mit
einem Papierstreifen herauszuziehen. Dazu wird die Krücke
entfernt, der Streifen zwischen Blatt und Kehle bis an den Keil
geschoben, das Zungenblatt flächig aufgedrückt und der
Streifen herausgezogen. Dieser Vorgang muss mehrer Male
wiederholt werden.
Gehäuseresonanzen:
Cluster C-E mit 16’ern anhalten, um schnarrende
Füllungen herauszufinden. Ggf. mit kleinen
Filzstückchen beseitigen.
Reinigen:
Tasten mit feuchtem Tuch säubern. Wenn möglich den
Holzbelag der Untertasten mit einem Öl einreiben, um das
zersetzen des Holzes durch den Fingerschweiß zu verhindern.
Spieltisch mit Pinsel entstauben. (Besonders Pedaleinschubbereich
und Schwellertritt) Unter der Pedalklaviatur fegen und Spinweben
und Flusen entfernen.
Tuttitest:
Wenn alles gestimmt ist, werden alle Register und Koppeln gezogen
und ein vollgriffiger 7-töniger Akkord mit Doppelpedal
chromatisch durchgespielt. Treten starke Verstimmungen auf, kann
eine Zunge umgekippt sein, die Koppeln nicht voll durchziehen,
das Rollventil nach dem Gebläse nicht weit genug aufgehen
weil die Schnur zu lang geworden ist, ein Ladenbalgventil nicht
weit genug öffnen etc.
Nichts vergessen?
Alle Werkzeuge eingepackt? Alle Spunde und Windwaagenstöpsel
verschlossen? Schlüssel abgegeben? Licht aus? Alle
Füllungen zu? Unterschrift nötig? Km-Stand
aufschreiben?
Wenn nur wenig Zeit ist
Motorgeräusch beachten. Evtl. ölen.
Tastengang kontrollieren. Besonders bei Trakturen mit
Leerreise den Bassbereich.
Winddruckverlauf Kontrollieren. Bei gewichtsbelasteten
Keilbälgen unbedingt den angeschriebenen Aufgang
einstellen.
Register bei angehaltenen Tönen in der zweigestrichenen
Oktave einschalten und dabei den Aufgang der Schleifen
kontrollieren.
Tastengang kontrollieren. Ausreißer nachregulieren und
Spannabstrakten (falls vorhanden) nachspannen.
Bei allen Koppeln im Tutti (wegen der Torsion bei langen
Wellen mit vielen gezogenen Grundstimmen) kontrollieren, ob das
Ventil weit genug aufzieht.
Stimmregister in drei Oktaven (vier Töne) auf grobe
Verstimmungen kontrollieren und Nachstimmen. Immer alle Quinten
und Quarten kontrollieren. Wenn eine Quinte oder Quarte stark
verstimmt ist, müssen alle 2’er und Mixturen
nachgestimmt werden.
Alle übrigen Register einzeln, ohne Stimmregister in drei
Oktaven kontrollieren. Dabei auf schnarrende Stimmrollen und
rasselnde Anhängestifte achten. Bei Bedarf nur grobe
Verstimmungen nachstimmen. (Verrutschte Deckel, Insekten in der
Pfeife, etc.)
Mixturen zunächst in drei Oktaven kontrollieren. Nur bei
starken Verstimmungen nachstimmen.
Cluster C-E mit 16’ern anhalten um schnarrende
Füllungen herauszufinden. Ggf. mit kleinen
Filzstückchen beseitigen.
Tasten mit feuchtem Tuch säubern. Spieltisch mit Pinsel
entstauben. (Besonders Pedaleinschubbereich und Schwellertritt)
Unter der Pedalklaviatur fegen und Spinweben und Flusen
entfernen.
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